"Ich habe die tschechische Sprache geheiratet"
Neue Sonderausstellung über Reiner und Elisabeth Kunze

Aus Anlass des 90. Geburtstages von Reiner Kunze und Elisabeth Kunze hat die Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung im Jahr 2023 eine Wanderausstellung konzipiert und umgesetzt, die das gemeinsame Wirken des Dichters und seiner Frau im deutsch-tschechischen Kontext würdigt. Vom 3. Oktober bis 30. November war die Ausstellung in der Universität Passau zu sehen.
Im Juli 2024 erschien der begleitende Ausstellungsband erschienen. Alle Ausstellungsinhalte sind darin enthalten. Ergänzt wird der Band um weitere Fotos und Dokumente aus dem Archiv der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung, die den gemeinsamen Lebensweg von Reiner und Elisabeth Kunze illustrieren. Essays vertiefen die Ausstellungsinhalte in internationaler Perspektive.
Die Ausstellung ist zweisprachig konzipiert und würdigt den Lyriker und Übersetzer Reiner Kunze (* 16.8.1933) im deutsch-tschechischen Kontext und beleuchtet die zentrale Rolle, die seine Frau Elisabeth Kunze (19.5.1933-24.1.2024) für sein Leben und Werk spielte. Reiner Kunze zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Lyrikern der Gegenwart, seine Gedichte und Prosatexte wurden in über 30 Sprachen übersetzt. 1977 musste der in Sachsen geborene Autor mit seiner Frau die DDR und damit seinen langjährigen Lebensmittelpunkt Greiz (Wohnort 1962-1977) verlassen. Seit 1978 lebt er in Erlau-Obernzell in der Nähe von Passau. Seit 1995 ist Reiner Kunze Ehrenbürger der Stadt Greiz.
Sein Werk ist von den Lebenswirklichkeiten im Sozialismus und im geteilten Deutschland geprägt. Die Gedichte sind kontextgebunden und wirken dennoch zeitlos in dem Bemühen, Diktaturen etwas Humanes entgegenzusetzen und totalitären Systemen zu widerstehen.
Die aus der Tschechoslowakei stammende Kieferorthopädin Elisabeth Kunze hatte den jungen Lyriker ab 1959 in die Welt der tschechischen Poesie eingeführt, die Kunzes Poetik seither stark beeinflusst. Durch ihre Tätigkeit als Ärztin gab sie dem in der DDR verfolgten Dichter finanzielle Sicherheit und schuf Entfaltungsmöglichkeiten.
Die Ausstellung in Greiz
Sie zeigt 14 große Textilfahnen mit zahlreichem Bild- und Textmaterial, eine Filmstation (Filmsequenz, in der Reiner und Elisabeth Kunze das Gedicht „die tür“ von Miroslav Holub auf Tschechisch und Deutsch lesen – in der Übersetzung von R. Kunze), eine Büchervitrine mit Büchern von Rainer Kunze mit Tschechien-Bezug und eine Porträtserie von Reiner und Elisabeth Kunze vom März 2023, die der renommieren Passauer Künstler Rudolf Klaffenböck aufnehmen konnte.
Auch wird der im Festsaal des Unteren Schlosses schon anlässlich des 80. Geburtstages von Reiner Kunze vorgestellte Interviewfilm "Fragen, Antworten 2013" erneut zu sehen sein.
Auf Initiative des Museumleiters Rainer Koch wird die Ausstellung mit Werken der bekannten Greizer Künstlerin Elly Viola Nahmmacher (Trägerin der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Greiz) kombiniert, zu deren plastischen Arbeiten Reiner Kunze lyrische Werke schuf.
Ausstellungsteam
Kuratorin: Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein
Konzeptionelle Begleitung: Dr. Winfried Helm
Ausstellungstexte: Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein, Markus Gerstmeier, M.A.
Übersetzung der Ausstellungstexte: Sprachenzentrum der Universität Passau, Lektorinnen für die Tschechische Sprache Kateřina Milotová und Renata Sirota-Frohnauer mit Studentinnen und Studenten in Zusammenarbeit mit tschechischen Teammitgliedern der Communitas Bohemica der Universität Passau
Gestaltung der Ausstellung: Dr. Winfried Helm (Büro Theorie und Praxis, Passau) und Dionys Asenkerschbaumer
Im Anschluss an die Präsentation der Ausstellung hier in Greiz wird sie nach Brno (Tschechische Republik) in die dortige Mährische Nationalbibliothek wandern und nochmal um die besondere Beziehung zu den Dichtern Jan Skacel und Ludvig und Milan Kundera ergänzt werden.